Zahlen zeigen die traurige Wahrheit – Mehr Gewalt gegen Kinder während der Corona-Pandemie

Ende letzten Jahres ist in China das Coronavirus ausgebrochen. Dort starben die ersten Menschen an der neuen Lungenerkrankung und das Land entschied sich zu ersten drastischen Maßnahmen. Firmen wurden geschlossen, Flüge gestrichen und die Stadt Wuhan komplett abgeriegelt. Trotzdem war es schon zu spät und Civid-19 hat sich über die ganze Welt ausgebreitet. So auch in Italien, Spanien und bei uns ins Deutschland.

 

Seitdem die Menschen in China die Wohnungen nicht mehr verlassen dürfen, die Kontaktsperre in Deutschland besteht und alle Schulen geschlossen wurden, nimmt die häusliche Gewalt drastisch zu.

Doch was ist mit den Kindern, deren einziger sicherer Hafen die Schule oder ein Besuch bei Freunden war? Was ist mit den Kindern, die im eigenen Zuhause einfach nicht mehr sicher sind und hier die eigentlichen Gefahren lauern?

Gewalt gegen Kinder – Jugendamt warnt vor deutlichem Anstieg

Auch wenn man es kaum glauben mag. Corona und Weihnachten haben etwas gemeinsam – Das Leben auf engstem Raum zusammen. Es kommt innerhalb einer Familie viel häufiger zum Streit und zu Gewaltausbrüchen. Dabei trifft es vor allem Frauen und Kinder. Hinzu kommt, dass der „Täter“ einfacher verhindern kann, dass jemand Hilfe ruft.

Frauen und Kinder können aktuell nicht so einfach telefonieren und sie sehen auch ihre Freunde und den Rest der Familie nicht. Das wiederum macht es für Jugendämter und Frauenhilfsorganisationen schwer zu reagieren. Sie wissen schließlich nichts von der Gewalt gegen Kinder und Frauen. Aus diesem Grund bittet das Regensburger Jugendamt nun um eine erhöhte Wachsamkeit, denn hier sind auch Nachbarn gefragt, die einen solchen Vorfall bzw. einen Verdacht direkt dem jeweiligen Jugendamt melden sollten.

Familien sind geplagt von Sorgen um Geld und Arbeit

Hinzu kommen auch die finanziellen Sorgen und Zukunftsängste sowie die Dauer der Kontaktsperre, welche für einen zusätzlichen Stressfaktor sorgen. Viele Eltern befinden sich nun in Kurzarbeit oder mussten Urlaub nehmen, um die Kinder aufgrund der geschlossenen Schulen und Kindergärten zu betreuen. Die zusätzliche Belastung bezüglich Geldes und Arbeitsplatz wird aber auch von den Kindern wahrgenommen. Sie sind jedoch nicht geübt darin, über diese Sorgen zu sprechen.

Viele Kinder werden nun noch anstrengender und sind im Allgemeinen oft nicht ausreichend ausgelastet. Des Weiteren müssen Eltern sich gemeinsam mit den Kindern um die Schulaufgaben kümmern, verbringen viel mehr Zeit zusammen und alle haben kaum mal einen Moment für sich zum Durchatmen. Exakt diese Fälle führen dazu, dass die Lage zu eskalieren droht. Genau dann, wenn die überforderten und gestressten Eltern zu Erziehungsmaßnahmen greifen, welche nicht in Ordnung sind. Es kommt also zu Gewalt in Familien, wo es normalerweise nicht zu Handgreiflichkeiten oder Ähnlichem kommt.

 

Zahlen der Inobhutnahmen gestiegen

Wie auch in der Weihnachtszeit, sind die Zahlen der Inobhutnahme auch jetzt höher, wobei der Anstieg noch nicht dramatisch sei.

Bei der Inobhutnahme werden die betroffenen Kinder vom Jugendamt aus den Familien geholt. Die Menschen aus der Bereitschaftspflege kümmern sich nun um die Kinder, sodass sie an einem normalen und sicheren Familienleben teilnehmen können. Während sich das Kind bei der Bereitschaftspflege in Sicherheit ist, entscheiden Jugendamt und Gericht darüber, wie es weitergeht.

Gefährdete Kinder melden

Auch wenn die Inobhutnahmen nicht drastisch gestiegen sind, ist das kein Grund zum Jubeln. Das bedeutet leider nicht, dass die Gewalt gegen Kinder nicht exorbitant gestiegen ist. In der Regel werden gefährdete Kinder von Lehrern oder den Erziehern im Kindergarten beim Jugendamt gemeldet. Auch Eltern von Freunden haben in der Vergangenheit oft beim Jugendamt angerufen und ihren Verdacht geäußert. Leider fallen diese potenziellen Melder in der aktuellen Corona-Krise weg. Für die Kinder nicht nur schlimm, sondern auch sehr gefährlich. Die dunklen Zahlen und somit die nicht bekannten Fälle könnten also viel höher sein.

Das Jugendamt ist zu dieser besonders schweren Zeit also auf die Mithilfe von Bürgerinnen und Bürgern angewiesen. Auch die Familien sollen dahingehend sensibler reagieren. Denn lieber einmal zu viel gemeldet als einmal zu wenig.

Zusätzlich können Melder anonym bleiben. Wer also Angst hat, einen Verdachtsfall beim Jugendamt zu melden, kann beruhigt sein. Hier werden den Eltern keine Namen genannt. Es ist aber sehr wichtig, dass das Jugendamt im Fall von Gewalt gegen Kinder oder anderen Familienmitgliedern Bescheid weiß, um die Kinder vor der Gewalt durch die Eltern zu schützen. Wer der Meinung ist, dass etwas in einer Familie nicht in Ordnung ist, soll einfach beim entsprechenden Jugendamt anrufen. Diese fahren nun zu den Familien raus und können Situationen dank der jahrelangen Erfahrungen professionell einschätzen und schauen, ob das Kindswohl gefährdet ist.

Jeder kann dabei helfen, Kinder die Sicherheit zu ermöglichen, die sie verdient haben!

Die Nummer des Jugendamtes finden Sie über die Auskunft. Sie können sich auch bei „Kinder in Not“ unter 0800 111 0333 melden.

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